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Das Leben der Menschen im Barrio Borro
Das Barrio
In der Region am nordöstlichen Stadtrand Montevideos liegt das
Barrio Borro, das mit vielen anderen Stadtteilen einen Armenviertelgürtel
rund um die Hauptstadt bildet. Ist es auch nur eines der vielen kleinen
Viertel, wird unter seinem Namen die gesamte Zone zusammengefaßt.
Hier, im Synonym schlechter Herkunft, leben ca. 22000 Menschen, die Mehrzahl
von ihnen in verarmten Wohnverhältnissen.
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Im Barrio Borro sind viele Strassen nicht asphaltiert
und nicht alleHäuser haben Wasser und
Strom.
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Die Grundbedürfnisse sind bei 50% von ihnen unbefriedigt, die Kindersterblichkeitsrate
liegt bei 51% und ist somit mehr als doppelt so hoch als im Landesdurchschnitt,
wo sie bei 20% liegt. Vom Stadtzentrum aus nach etwa 40 Minuten Fahrt bildet
eine der großen Stadtmüllhalden mit einigen Blechhütten
am Rand den Anfang des Viertels, dessen Landschaft aus mehreren Senken
besteht, in denen die Steinhäuschen, die in ihrer Einfachheit an Schuhkartons
erinnern und viele Blech- und Holzhütten besonders dicht gedrängt
stehen. Zwischendrin schlängeln sich Flußrinnsale, an deren
Ufern der Mull sich stapelt. Auch die verstreut liegenden unbebauten Wiesenstücke
ähneln Müllkippen, doch dienen sie gleichzeitig noch als Weideplätze
für Pferde, einige Kühe und Schafe, sowie als Spielraum für
die zahlreichen Kinder der Gegend. Zusätzlich gibt es ein paar kleine
Fußballplätze, die die einzige Möglichkeit darstellen,
sich zu vergnügen und den beengten Wohnverhältnissen zu entgehen.
Seine Bewohner
Das Barrio Borro weist, in Folge eines entwicklungsbedingten Prozesses,
ein heterogenes Erscheinungsbild auf. Die ursprünglichen Bewohner
dieser Zone waren bis zum Anfang der 50-er Jahre Landarbeiter. Dann kamen
Fabrikarbeiter und Arbeiter der Staatsbetriebe hinzu. Zehn Jahre später
wiederum, zu Beginn der 60-er Jahre kam eine Bevölkerungswelle von
Landflüchtigen und aus ihren Behausungen in der Altstadt vertriebenen
Menschen in dieser Zone an und ließ sich nieder. Es handelte sich
hierbei um Hilfsangestellte und nicht ausgebildete Arbeiter. Anfang der
80-er Jahre war die unterste Stufe dieses stetig abwärts gegangenen
Entwicklungsprozesses des Viertels erreicht: Im Barrio Borro siedelten
sich Arbeitslose an, die als Müllsammler und Gelegenheitsjobsuchende
zu überleben versuchten.
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Oft bildet das Statusobjekt "Stereoanlage" den
Mittelpunkt im sonst kargen Heim.
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Diese Entwicklung setzt sich auf dieser Stufe fort: laufend entstehen neue
Ansiedlungen auf privatem oder staatlichem Land. Die Menschen bauen, ohne
jegliche Art von Planung ihre einfachsten Hütten aus Blech und Holz,
den Strom zapfen sie so schnell wie möglich illegal an und das Wasser
holen sie sich am Anfang vom öffentlichen Wasserhahn. Das heterogene
Bild, was die Ansiedlung der verschiedenen Bevölkerungsgruppen im
Laufe der letzten 40 Jahre verursachten, ist geblieben: Man findet im Borro
nach wie vor von den erstgebauten Steinhäusern, den danach von der
Stadtverwaltung errichteten Reihenhauskomplexen, den wiederum danach gebauten
Notunterkunftskomplexen bis hin zu den selbst zusammengezimmerten Holz-
und Blechbehausungen, die aller Menschenwürde entbehren, alles. Doch
die Bevölkerung hat sich langst vereinheitlicht: Jeder, der es sich
leisten kann wegzuziehen, geht. So verbleiben im Borro nur wenige Fabrikarbeiterfamilien
und ausgebildete Arbeiter. Die Mehrheit der Bevölkerung besteht daher
heute aus Soldaten, Polizeiangestellten, Bauarbeitern, Putzpersonal, Müllsammlern
und Arbeitslosen, die nur manchmal einen Gelegenheitsjob finden, aber auch
aus Drogenhändlern und Straftätern.
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