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Interview mit Nicolás, 18
Nicolás ist 18 Jahre alt und lebt zwei Blöcke von der
Obra Ecumenica mit seinem Vater, Mutter und seinen drei Geschwistern (10,
9 und 4 Jahre) entfernt. Im Moment ist sein Vater in Buenos Aires, wo er
Arbeit sucht. Er beendete die Primarschule und fing mit der weiterführenden
Schule kurzzeitig an, die er aber mit zwölf Jahren verließ.
In den letzten 6 Jahren, in denen er nicht mehr zur Schule ging, machte
er Schreibmaschinenkurse und Kurse zum Thema Elektrizität. Außerdem
arbeitete er in einer Bäckerei, in einer Autowerkstatt und vielen
anderen Kurzzeitjobs. Im Moment arbeitet er für die Stadtverwaltung
und kümmert sich um die Instandhaltung des Kanalaystems der Stadt.
Zur Obra kommt Nicolás schon sehr, sehr lange, seit er acht Jahre
alt ist. Zuerst besuchte er die Escuelita, danach den Werkstattzyklus I
und war anschließend drei Jahre lang im Werkstattzyklus II, jeweils
ein Jahr in jedem der drei Kurse.
Entwurf der Siebdruckwerkstatt:
Leben im Barrio Borro
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Beschreibe mir einen gewöhnlichen Tag von Dir!
Ich stehe früh auf, um 5 Uhr morgens. Dann gehe ich zur Arbeit.
Nach sechs Stunden Arbeit komm' ich zurück. Ich verbringe eine Weile
bei mir zu Hause bis zum Nachmittag. Danach gehe ich zur Obra und besuche
ein bißchen die Leute dort. Ja und so ist ein normaler Tag von mir.
Und am Wochenende?
Gut, das hängt von meinem Geldbeutel ab. Wenn ich Geld habe, kann
es sein, daß ich etwas mache, z.B. ins Zentrum fahren und mich an
irgendeinem Ort vergnügen. Und wenn ich kein Geld hab', dann bleib'
ich hier, und wir gehen hier los, uns mit den anderen zu treffen. Mehr
als das machen wir eigentlich nicht.
Was gefällt Dir an Deinem Leben?
Was mir gefällt, ist z.B. die Freiheit, die ich jetzt habe.
Und was stört Dich?
Mir gefällt es nicht, nicht die Möglichkeiten zu haben, die
Sachen zu machen, die mir gefallen, so z.B. Musik - Gitarre - zu
lernen. Zeit dafür und Geld. Und, ich weiß nicht.... daß
ich die Schule nicht weitermachen kann.
Wenn Du etwas ändern könntest, was würdest Du ändern?
Ich glaub', ich würde die weiterführende Schule zu Ende machen
oder zumindest den "Hauptschulabschluß", um eine bessere Arbeit bekommen
zu können mit besserem Gehalt. Und ich würde meine Zeit besser
nutzen, weil ich ´ne Menge Freizeit habe.
Welche Rolle spielt die Obra für Dich in Deinem Leben?
Vor allem bedeutete sie für mich immer ein zweites Zuhause, und
ich lernte sehr viel dort. Ich war immer da, immer wenn ich jemanden brauchte,
wegen einem speziellen Problem und abgesehen davon, was es mir gebracht
hat, hat es mich dazu gebracht, als Person zu wachsen. Und jetzt, egal,
hab' ich immer noch einen Platz in der Obra, die Jugendgruppe, zu der ich
fast immer komme.
Was sind Deine Pläne und Träume?
Pläne hab' ich jetzt gar nicht im Kopf, bah, oder besser gesagt,
ich hab'mir noch kein Ziel gesetzt. Ja eigentlich mache ich die ganze Zeit
das, was kommt, das, was so passiert. Ne, ich hab' noch nichts für
die Zukunft überlegt, noch hab' ich keinen Traum im Kopf.
Welche Probleme siehst Du für Uruguay, Lateinamerika und die
Welt?
Arbeitslosigkeit! Hier gibt es eine ziemlich große Arbeitslosigkeit.
Und die Arbeitsmöglichkeiten, die bleiben, sind sehr anspruchsvoll,
was Schulbildung und Ausbildung angeht. Und es gibt wenige Jugendliche
mit einer solchen Ausbildung, mit der man sich auf dem Arbeitsmarkt durchsetzen
könnte. Und wenn Du nicht bis zum Hauptschulabschluß oder mehr
gekommen bist, hast Du nicht viele Möglichkeiten, eine Anstellung
zu bekommen, die einigermaßen gut bezahlt ist. Das ist das, was mich
betrifft, als Jugendlicher. Und danach - mit der Polizei, die ihre Aufgabe
nicht erfüllt, sag´ich. Es gibt viele Straffälligkeiten,
die davon kommen, denke ich, und daß so viele Jugendliche arbeitslos
sind....
In Bezug auf Lateinamerika und der Welt, weiß nich', ich denke,
daß es überall das gleiche ist, daß es überall das
gleiche Problem mit dem Hunger, der Armut und Not in jedem Land gibt...
- überall auf der Welt.
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