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Hintergründe
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Soziale Verhältnisse der Jugendlichen
und Kinder im Barrio Borro
In vielen Fallen ist die eigentliche Armut der Menschen im Borro gar
nicht so extrem im Vergleich zu der geistig-seelischen Verelendung, die
sich beobachten läßt. Sie äußert sich im häufig
zu findenden Alkoholismus der Erwachsenen, zerbrochenen Familien, psychisch-
und physischer Mißhandlung der Kinder, wie allgemeinem Desinteresse
den Mitmenschen gegenüber. So herrscht in den meisten Familien ein
äußerst liebloses und kaltes Klima bestimmt von Gewalt, unter
denen die Kinder und Jugendlichen besonders leiden müssen.
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Auf den Treffen der Frauengruppe werden Sorgen und
Träumegeteilt.
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Die Mehrzahl der Bewohner des Borros lebt in kinderreichen Großfamilien,
denen meist nur ein oder zwei Räume als Platz zum Wohnen zu Verfügung
stehen. Die sehr beengten Wohnverhältnisse bedeuten schon an sich
eine starke Belastung für jeden Einzelnen. Doch das eigentlich Unerträgliche
des Zusammenlebens entsteht erst durch das gegenseitige Desinteresse und
der Abwertung innerhalb des engsten Familienkreises. Damit kommen auch
fast alle Jugendlichen, die an den Werkstattkursen der Obra Ecuménica
teilnehmen aus Elternhausern, in denen sie anstelle von Interesse, Unterstützung
und Wertschätzung nur Kontrolle und Verbote erfahren. Dies hat eine
Reihe von äußerst negativen Auswirkungen auf ihre Entwicklung:
Die Familien schaffen keinen Raum für den nötigen Entwicklungsprozeß
mehr, vielmehr hemmen sie die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Kinder,
um eigene Schwierigkeiten zu kompensieren. So haben die meisten Jugendlichen
sehr wenig Selbstvertrauen und leben mit dem ständigen Gefühl
des Scheiterns. Ihr Mißtrauen und ihr Argwohn gegenüber Gesellschaft
und Mitmenschen rührt daher, daß sie stark unter der von beiden
erfahrenen Diskriminierung und Ausgrenzung leiden.
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Das Barrio Borro gilt als "Kriminellenbrutstätte"
und wird von der übrigen Montevideaner
Bevölkerung gemieden.
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Da sie keine Möglichkeit der Selbstverwirklichung sehen, beginnen
sie, alles, was mit Persönlichkeitsentwicklung und Individualisierung
zu tun hat, zu verneinen. Dadurch fallen sie in eine Haltung des passiven
Sich-Abfindens und allgemeinen Desinteresses, welche für die Mitarbeiter
der Obra schwer zu durchbrechen ist. Zusätzlich zeigt sich, daß
viele trotz Leidens unter der Familie extrem abhängig von Mutter und
Vater sind und sich nur schwer von ihnen lösen können. Trotzdem
schließen sich die meisten in Gruppen zusammen, um sich eine Raum
zu schaffen, den die Familie nicht bietet. Einen Raum, der es ihnen ermöglicht,
Frustrationen zu teilen und zu überwinden, genau wie er ihnen ermöglicht,
sich zumindest dort sicher, bestärkt und fähig zu fühlen.
Da sich die Jugendlichen allein gelassen, unbeachtet und fremd in der eigenen
Familie fühlen, mit der sie Dach und wenig Zeit teilen, führen
sie ihr weiteres Leben in der Gruppe. Doch auch wenn diese Gruppen überhaupt
erst ein Umfeld zur Persönlichkeitsentwicklung schaffen, ist es den
Jugendlichen meist trotzdem nicht möglich, ihre eingefahrenen Verhaltensmuster
zu verändern und ihre Probleme zu lösen. Deswegen ist es außerordentlich
wichtig für die Zukunft dieser Jugendlichen, daß es sich um
eine Gruppe handelt, die ihnen einen positiven, gewaltfreien und produktiven
anstatt autodestruktiven Weg aufzeigt und ermöglicht. Die Obra sieht
ihre Aufgabe einerseits darin, diesen Platz einzunehmen und damit eine
wirkliche Alternative zur "Straßenexistenz", den Drogendealerkreisen
und Taschendiebbanden zu schaffen. Andererseits versucht die Obra, der
Hoffnungslosigkeit und dem damit oft verbundenen Alkoholismus und Drogenkonsum
die christliche Botschaft entgegenzusetzen.
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